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Lebensläufe von in Zingst bestatteten Bürgern
Grabstelle 0726 A+B
Ilse Krüger (1930 - 2005)
Herbert Krüger (1929 - 2016)

Aus einem Beitrag im „Strandboten“ zum 70. Geburtstag von Herbert Krüger – verfasst von Tochter Karin Eiweleit, geborene Krüger

Für die Zingster war er der Lehrer, der Feuerwehrmann und der Zimmermann.

Herbert Krüger, geboren am 12. März 1929 in Zingst in der Hafenstraße im Hause seiner Großeltern, als mittlerer Sohn von Otto und Anna Krüger ist seinem Zingst immer treu geblieben. Die Familie lebte in bescheidenen Verhältnissen in der Neuen Reihe. Sein Vater Otto hatte jahrelang an der Düne gearbeitet. Mit der Stationierung der Wehrmacht in Zingst gab es einen Aufschwung. Sein Vater Otto arbeitete nun für 45 Reichsmark in der Woche als Wachmann auf dem Platz. Anna kümmerte sich um die drei Kinder. 1935 wurde Herbert eingeschult. Ab 1939 ging er auf die Oberschule in Barth, damals fuhren sie mit dem Zug dorthin.

Ilse und Herbert Krüger
Ehepaar Ilse und Herbert Krüger

Prägend war für ihn die Zeit, als er wie so viele andere, Frauen und Kinder, im Herbst 1944 an die Ostfront mußte und Schützengräben bauen. Sie waren alle froh, Weihnachten 1944 wieder zu Hause zu sein und ahnten schon die schwere Veränderung nach Kriegsende. In den Nachkriegswirren arbeitete er bei den Zingster Bauern Matz und Mohr und unterstützte seine Familie durch Naturalien. Er war geschickt im Umgang mit Pferden.

Seine Lehre als Zimmermann begann er 1947 beim Baubetrieb Bolle in der Friedensstraße. Aus dieser Zeit gab es Erzählungen über den Aufbau des Kurhauses. Auch über Land waren sie unterwegs. Für die Neusiedler wurden Haus und Stall errichtet. In seiner Freizeit gehörte er wie viele andere der Laienspielgruppe unter Leitung von Dr. Guter an. Seine Paraderolle war der in den Schrank gesperrte junge Mann aus der Pension Schöller, der nach Luft rang. Über so manch heißen Abend erzählte er, von Singerwettstreiten, wo er oft mit den „Ostseewellen“ einen Platz belegte. 1949 beendete er die Lehre und arbeitete bis 1951 in Bolles Baubetrieb.

Dann gab es die Aktion „Junglehrer“, Harry Wallis war einer, und auch Herbert entschloss sich für diesen Schritt. 1951 absolvierte er die Lehrerausbildung in Putbus. 1952 stand er als 23-jähriger das erste Mal vor einer Klasse und brachte den Kindern die Grundlagen der Mathematik bei. Die Bahn gab es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr, mit Fahrrad oder bei Regen mit dem Bus kam er immer pünktlich nach Pruchten.

Ab 1959 war er Lehrer in der Zingster Schule. In den Jahren 1961–64 machte er sein Fernstudium in Güstrow. Lehrer war er für Physik und Mathe. Meist unterrichtete er die Klassen der Oberstufe 8 bis 10. Bei Klassenfahrten nach Schnepfental, Berlin, Potsdam und sogar nach Polen schaffte er seine Schützlinge, denn er war ein Mensch, der mit sechs Stunden Schlaf auskommt, gerne wandert und seine Trillerpfeife als Wecker einsetzte.

Die Jahre, wo auf Schulen und Lehrer politischer Druck ausgeübt wurde, waren nicht immer leicht. Wo dann die Qualität eines Lehrers an der Zahl der Anwärter für die Berufssoldaten gemessen wurde, oder man bei der schulischen Entwicklung der Kinder in Arbeiter- oder Intelligenzkinder teilte, hatte er Gewissenskonflikte auszutragen. In diesem Fall ist es wichtig, einen Partner zu haben, der dich versteht und dich unterstützt. Diese Partnerin hatte er Anfang der 50er Jahre gefunden – seine Ilse. Die Familie Werk hatte ihre Heimat bei Landsberg verloren und sie waren als Flüchtlinge nach Zingst gekommen und hiergeblieben. Sie war es, die 1953 auf seiner neuen EMW auf den Sozius stieg und ihn im Dezember 1955 heiratete. Seit 1956 wohnten sie an der Friedenseiche, einem nun schon weit über 100 Jahre altem Haus. Drei Kinder zogen sie groß. Bis 1992 war Herbert Krüger Lehrer an der Zingster Schule.

Seit 1944 war Herbert Krüger Mitglied der Zingster Feuerwehr. Bei Sirenenauslösung war er immer einer der Ersten, in der Schulzeit natürlich zur Freude der Schüler. Solange ich mich erinnern kann, war er Maschinist mit Leib und Seele. Es gibt für Feuerwehrmänner Einsätze, die vergisst man nie: diesen Brand im Kinderheim 1959 in der Fritz-Reuter-Straße oder die Einsätze bei den schweren Stürmen 1968/69 zwischen Prerow und Wieck. Aus dem aktiven Dienst der Feuerwehr wechselte er als Hauptbrandmeister 1998 in die Ehrenabteilung.

Viele werden sagen, Herbert Krüger hatte zwei Berufe, die Schule und seine Zimmerei. Mit dem Dechsel konnte er auf den Millimeter genau arbeiten, und die Zahl der Nägel, die er in den Jahren verbraucht hat, geht wohl an die Million. Vielen Zingstern war er behilflich bei Neu-, Aus- und Umbau. Einen Kran zum Dachstuhlaufstellen hatte man selten, man hat viel Handarbeit geleistet.


Herbert Krüger bei der Kirchendachsanierung in der 1980er Jahren

In Millionennähe kommt er wohl auch bei den gefahrenen Straßenkilometern. Seine Leidenschaft galt allem Motorisierten. Sein erstes Motorrad, eine alte Adler, war ewig kaputt. Regelmäßig war er mit seinen Freunden Langmann, Schütt und Haucke in den 60er Jahren bei den Sachsenringrennen, in Teterow oder beim Schleizer Dreieckrennen an der Strecke zu sehen. Sein erstes Auto war ein Opel P4. Auch P 70, Wartburg und sogar einen Wolga nannte er in den Jahren sein eigen. Er war oft der Chauffeur für die Pramortbewohner vor der Umsiedlung, für Brautpaare zum Standesamt und auch für uns Kinder.

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